Zurück aus Zürich

„Willst Du nicht lieber in der Schweiz bleiben? In Deutschland ist doch der Corona-Virus.“ Ich schwöre, so eine Frage hatte ich noch nie bei einer Lesung!  Die Zürcher Viertklässlerin war echt besorgt. Beinahe hätte ich „Ja“ gesagt, denn mir wäre fast jede Ausrede Recht, um zu bleiben. Zürich und das ganze Kanton hat sich nämlich von seiner besten Seite gezeigt: Fönblick über die Alpen (wie hier in Ottikon), absolut reizende Lehrer, schlaue und kreative Kinder, wunderbare Buch-Menschen, engagierte Schulen, rührend-rührige Veranstalter sowie leckere Schokolade im Überfluss. Mal ehrlich, wer würde da nicht verlängern wollen?

Dabei hatte ich echt ein bisschen Muffe vor einigen Veranstaltungen. Gerade vor dem Donnerstag, denn da habe ich nach fast einem ganzen Jahr mal wieder aus „Meine Checkliste zum Verlieben“ gelesen. Und das Publikum war mit 13 und 14 Jahren weit älter als die zuhörenden Kids bei mir sonst sind. Das hat mir schon ordentlich Respekt eingeflößt. Und dann haben sie mir erst einmal einen ganzen Schwung Fragebögen aus der Hand gerissen, ein junger Kerl aus Brasilien kam später zu mir und hat sich ab sofort zu meinem Fan erklärt: „Du hast meinen Tag gemacht.“ Das allein hätte ja schon ausgereicht, um auch meinen Tag zu machen.

Aber dann überraschte der Donnerstag noch mit einem süß-inspirierenden Plausch in dem süß-inspirierenden Kinderbuchladen Zürich (den ich hiermit nochmals allen empfehle, die gute und außergewöhnliche Geschichten lieben) und einem sehr lustigen Abend mit den fabelhaften Co-legen Rüdiger Bertram, Diego Balli, Irmgard Kramer. Wir trafen uns zum Icon Poetry Slam im Café Voltaire, der Wiege des Dadaismus. Die Publikumsrunde bot dann Terrain für ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Rüdiger und mir. Seine Frau Muskelkakova war leider meiner Tante mit Vogel knapp unterlegen.

Es sind nicht nur diese Momente gewesen, die die Züricher Lesereise so brillant gemacht haben, sondern viele kleine andere. Lesungen in der Primarschule in Wald, deren Zufahrt schon so abenteuerlich war, dass ich sie sofort für einen James-Bond-Film hätte casten wollen. In Lufingen ist bei der „Linkslesestärke“ ein Junge ganz vorne mit dabei, rät die „Kater-Stroh-Fee“ weit vor allen auch – auch den Lehrern. Ganz klar der Klassenbeste in jeder Diss-Ziep-liehen, denke ich. Ist aber nicht so. Hinterher erzählt er mir, dass er Legastheniker ist. Sein Kumpel hält mir später einen Aufsatz unter die Nase – er braucht mal kurz Erste Hilfe für seine Fantasiegeschichte…

Mitgebracht habe ich eine ganze Pah-Lette voll mit neuen Wortspielen:

Wald-Brand, Uhr-Kunde, Roll-Ex, See-Igel, Schild-Kröte, Sonnen-System, Muskel-Kater, Port-Aal, Kla-Motten, G-Rippe, Elfen-Bein, Ei-Phone, Arche-Logik und Bürg-er. Alle neuen Bilder sind natürlich auch wieder in der Wort-Acker-dem-ih zu finden.