Die oiden Ritterleit in Braunschweig

In Bayern gibt es ein launiges Lied, das dereinst Karl Valentin gesungen hat: „Ja so warn‘s, die oiden Rittersleit“. Im Endeffekt bestätigt sich darin nichts anderes, als was die Niedersachsen über die Bayern längst wussten: Sie sind schrullig. Und die Rittersleit, als quasi bayerische Krönung, ungleich mehr. „Dene hat’s vor nix gegraust“ heißt es bezeichnenderweise in einer der Strophen. Im weiteren Verlauf des Liedls wird dargestellt, dass die Rittersleit Wein und Bier eimerweise getrunken, in die Rüstung gerotzt haben und aufgrund von unpraktischer eiserner Reizwäsche leider ausgestorben sind …

Ein Exemplar allerdings hat überdauert. Es wurde – die Wege sind verschlungen und nicht mehr zu rekonstruieren – nach Braunschweig exportiert. Der eiserne Heinrich im Deutschen Haus freut sich jedes Jahr über den Besuch von kauzigen Zeitgenossen mit schweren Büchertaschen, die zur Jugendbuchwoche bei ihm vorbeischleichen. Jedes Jahr wieder steht er im Mittelpunkt eines kuriosen Autor:innen-Fotos. Gern behangen mit Schals, Hüten, Sonnenbrillen oder anderen gerade greifbaren Accessoires. Immer scheint es, als hätte er stoisch seine Freude an diesem schrulligen Treiben von bayerischen und Schreibenden aus anderen Regionen Deutschlands.

Auch dieses Mal ist in Braunschweig wieder eines der legendären Fotos entstanden: Im Bild sind Timm Milan, Fabian Lenk, Kai Pannen, Christian Linker, Sarah Welk, Simak Büchel, Anna Dimotrova, Anja Janotta, Irene Margil, Annette Mierswa, Lottte Schweizer, Jochen Till, Rüdiger Bertram, Martina Baumbach, Annette Roeder und Andreas Schlüter. Der Hut war eine Leihgabe von Rüdiger. Hach, gerade schön war es.

Und die liebe Martina Baumbach hat gleich noch ein süßes Foto von mir geschossen, während unserer Signierstunde in der berühmten Buchhandlung Graff. Es war, wenn man so will, ein einziges rauschendes Rittermahl in Braunschweig. Und wie immer vermisse ich die lieben Kolleg:innen bereits in dem Augenblick, wenn ich in den Zug steige. Und die Kekse, die es ausnahmslos bei allein Lesungen gab. 12 waren es dieses Mal, eine schöner als die andere. Ich habe ja den leisen Verdacht, dass das Cover von „Fanny und der fast perfekte Fee“ mittlerweile schon als Handlungsanweisung für die beteiligten Schulen gelesen wird.

Dieses zeigt nämlich den besagten männlichen Fee mit Cookies in der Hand. Ich erzähle dazu ja gerne mal, dass man immer als Autorin ein bisschen was von sich in die Figuren steckt. In Braunschweig scheint man die Autorin also ganz genau zu kennen … So wie in der Schule in der Altmühlstraße, wo ein ganzer Lesesaal auf der Bühne eingerichtet wurde: Dutzende von Büchern, Lichterkette, Lammfell auf dem Lesesessel und natürlich – Kekse!! Wow!

Aber mein ganz besonderer, völlig unverkrümelter Dank gilt dem Team der Braunschweiger Jugendbuchwoche und allen voran Thomas Wrensch, der sich eigentlich in den wohlverdienten Ruhestand verkrümeln wollte, nun aber mangels Nachfolger doch noch einmal die Koordination fürs nächste Jahr übernimmt. Auch wenn ich mich persönlich freue, wünsche ich doch, dass sich jemand findet, der es mit dem gleichen Herzblut, der gleichen Herzlichkeit und der gleichen Leidenschaft fortführen mag wie Thomas – wir Autor:innen drücken alle ganz fest die Daumen. Danke für alles, auch an dieser Stelle.

Wie immer habe ich meiner stattlichen Anzahl an Wortspielen (41 waren es bis zur diesjährigen Lesereise aus Braunschweig, darunter solche Highlights wie Bet-Ofen, Braun-Schweig oder Sonnen-Süss-Tem…) noch ein paar weitere hinzufügen können. Die Lesungen mit der Linkslesestärke haben dieses Mal so tolle Ideen hervorgebracht wie: Auto-rin, Flaschenpost Taschen-Tuch, Kater-Messer, Kleiderhaken, Pferde-Wurst, Putz-Zeug, Wolfs-Burg und Würfel-Spiel. Wie immer zu finden in der Wort-Acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de.