Autogrammkarten-Sammler in der Schweiz

Täglicher Arbeitsweg in Luzern.

Im Schulhaus Kottwil im Kanton Luzern sammelt Rolf Lindemann Autogrammkarten von Autoren und Autorinnen in einer kleinen Box – neben den Urlaubskarten seiner Fünft- und Sechstklässler. Eine anschauliche Menge hat er darin schon gehortet, so oft hat im Leslie Schnyder vom ZEMBI an der PH Luzern jemanden an die Schule geschickt.

Das alte Schulhaus von Kottwil – mit Brunnen vor der Tür.

Jedes Jahr ist an der Schule eine Autorenlesung, jeweils abwechselnd für die einzelnen Jahrgänge. Da braucht die Autorin nicht erst fragen, ob die Kids wissen, wie die Veranstaltung normalerweise abläuft. Klar doch: Erst lesen, zwischendrin diskutieren und lachen und dann ganz viel fragen. In der nigelnagelneuen Schule – viel Holz, helle Farben und ein Balkon mit einem weiten Blick in die sanfte Schweizer Landschaft – ist die Atmosphäre genau so herzlich und persönlich wie der gastgebende Rolf Lindemann. Schließlich gehen hier nur 50 Schülerinnen und Schüle ein und aus. In Ebersecken sind es nochmal eine Handvoll Kinder weniger. 15 davon habe ich vorgelesen – allen Kindern aus der Jahrgangsstufe 3 bis 6. Und selbst in dieser wirklich entlegenen, aber dafür super entzückenden, kleinen Schule, die mangels Schülerzahlen leider nächstes Jahr schließen muss, gibt es eine gut bestückte Bibliothek. Gehört einfach dazu in einer Schweizer Primarschule.

Unglaubliche Buch-Auswahl in Steinhausen.

Nun haben sie in Ebersecken jetzt nicht ganz so viele Medien wie Pia d’Oto aus Steinhausen ausleihen darf: Stolze 30.000 sind es dort. Mit zwei Kolleginnen empfängt Pia D’Oto jede Klasse einmal in der Woche für eine Stunde in der Mediathek. 2022 habe ich mich ja spontanverliebt in diese lesebessene Schule. Und das auch – aber nicht nur – weil ich das letzte Mal eine sooo schöne Rückmeldung bekommen habe: „J. meidet seit Jahren Bücher und liest lediglich das, was er unbedingt muss um seine Hausaufgaben zu lösen. Nach Ihrer Lesung kam er schwer begeistert von der Schule nach Hause und hat sich sogar in der Mediathek als Erster „Linkslesestärke“ ausgeliehen. Und er hat es tatsächlich geschafft das ganze Buch zu lesen – für ihn ein riesengrosser Effort. Entsprechend stolz war er auf sich. Langer Rede kurzer Sinn. Seither hat er tatsächlich angefangen auch andere Bücher zu lesen und zu Weihnachten hat er sich „Linkslesemut“ gewünscht – noch vor ein paar Monaten undenkbar. Ich möchte Ihnen von Herzen für diese wunderbare Begegnung danken. Für J. war es ein riesiger Gewinn.“ Das ist auch für mich unglaublich motivierend und wunderschön.

Wie schön, dass ich in diesem Jahr nochmal vorbeischauen durfte. Und die Lesungen waren – wenn es das überhaupt noch geben kann – nochmal perfekter als im vergangenen Jahr. Ich habe mit der Linkslesestärke auch jede Menge neuer Wortspiele mitgebracht: Allen voran ein Stein-Hausen 😊 Und dann sind da aber noch Sonnen-Brille-Kreis-Lauf, Kletter-Steig, Unter-der-Erde und Clown-Nase. Aus Ebersecken sind neu hinzu gekommen: Lehr-Person, Bam-Bus, Oa-Asse und Eis-Bär (wie immer alles zu finden in der Wort-Acker-dem-ich auf www.linkslesestaerke.de).

Gibt den Autoren jedes Jahr eine Heimat: Das Hotel Rebstock.

Aber nicht nur der kreative Seite, auch die kulinarische ist das, was ich an der Lesereise nach Luzern sehr liebe. Das liegt an der netten Unterbringung im „Rebstock“, und an der Gastfreundlichkeit der ehemaligen Besitzerin Claudia Moser, die es sich mit 84 Jahren immer noch nicht nehmen lässt, einmal in der Woche alle Autoren (und es sind in vier Wochen über 50 gewesen dieses Mal!) zu sich in die Stube einzualden und zu bekochen.

Und damit ich nicht nur von Kottwil, Ebersecken und Steinhausen schwärme: In Triengen haben wir echt viel Spaß gehabt mit der „Fanny“, rosa Perücken, einer Menge lustiger Ideen für neue Geschichten – wie wäre es zum Beispiel mit einem Schulkeller, in dem alle beschlagnahmten Gegenstände plötzlich ein Eigenleben bekommen?

Lesung in der Luzerner Primarschule Moosmatt.

Und in der Luzerner Primarschule Moosmatt hätten wir am liebsten gleich einen Adventskalender mit einer skurrilen und gruseligen Fortsetzungsgeschichte geschrieben.

Apropos Fortsetzungsgeschichte – darf ich nächstes Jahr wiederkommen nach Luzern?

Eiserner Tugendwächter

Oben von l. nach r.: Rieke Patwardhan, Oliver Schlick, Anja Janotta, eisener Ritter, Kai Pannen, Rebecca Elbs, christian Linker; unten von l. nach r.: Rüdiger Bertram Antonia Michaelis, Hansjürgen Feldhaus, Katja Frixe.

Immer wenn wir Autorinnen und Autoren in Braunschweig sind, verfolgen wir ein paar eingespielte Rituale, die sich im Laufe der vielen Jugendbuchwochen etabliert haben. Das obligatorische Foto mit dem eisernen Ritter in unserem bewährten Hotel Deutsches Haus gehört dazu zum Beispiel. Zum 43. Turnus der Lesungsveranstaltung haben wir es sogar geschafft, mehrere wunderbare Gruppenfotos aufzunehmen.

Kann man uns die ausgelassene Klassentreffen-Stimmung ansehen? Vielleicht ein bisschen, denn der gute eiserne Kerl war plötzlich um eine Tarnung reicher: Sonnenbrille und Schlapphut. Vielleicht damit er später nicht so genau hinsah, was die plötzlich losgelassenen Autorinnen und Autoren noch so ausgeheckt haben.

Mit dabei waren neben meinen beiden Münchner Kolleginnen Annette Röder und Silke Schellhammer außerdem noch Christian Linker, Katja Frixe, Oliver Schlick, Kai Pannen, Will Gmehling, Rüdiger Bertram, Rebecca Elbs, Rieke Patwardhan, Antonia Michaelis und Hansjürgen Feldhaus. Da ist Klassenfahrt-Stimmung quasi vorprogrammiert.

Ach ja, gelesen habe ich auch. Ganz schön oft und mit viel, viel Spaß. Das Witzige ist – wenn man so ein miserables Namensgedächtnis hat wie ich – dass man plötzlich in Schulen steht, die ein echtes Déjà-vu-Erlebnis bereithalten. In der Nibelungen-Realschule war ich nun schon das zweite Mal (und habe es erst beim Eintreten in die Aula bemerkt) und in der Hauptschule Sophienstraße ebenfalls. Ist dann fast wie heimkommen – aber das ist die Jugendbuchwoche in Braunschweig ohnehin. Mittlerweile schon das vierte Mal für mich – wobei eine Woche während Corona lediglich online war.

Büchertisch für alle Interessierte.

Zu den Ritualen gehört natürlich auch der Begegnungsabend mit den Veranstalterinnen und Buchinteressierten am Montagabend und die lange und ausführliche Buchhandlungstour bei den liebevollen und so unglaublich persönlich engagierten Organisatoren Bücherwurm und Graff. Denn mit Bahnstreik und Fliegerbombenalarm lief so einiges anders als geplant in dieser 43. Jugendbuchwoche und die Organisatoren hatten alle Hände voll zu tun mit diesen unvorhergesehenen Herausforderungen.

In der YA-Abteilung von Graff. Ganz rechts: Buchwochen-Organisator Thomas Wrensch.

Dieses Mal durfte ich sogar einen kleinen Eindruck einer ganz besonderen Abteilung von Graff gewinnen: In einem Nebenraum werden die Tausende (wirklich T-A-U-S-E-N-D-E) von signierten YA-Büchern verpackt und verschickt. Eine logistische Meisterleistung und heiß geliebt von jungen Leserinnen in der ganzen Republik – allen voran von meiner leidenschaftlich lesenden Tochter daheim.

Dabei hatte die Woche mit einem Unfall angefangen: Der Buchhändlerin, die einen Büchertisch in der Grundschule Waggum ausrichten wollte, riss der Riemen der Tasche, die Wasserflasche krachte auf die Betontreppe und die Scherben fügten ihr so tiefe Schnittwunden zu, dass sie erst mal ins Krankenhaus zum Nähen musste.

Es geht ihr mittlerweile wieder gut, hat Kai Pannen bestätigt, der sie am nächsten Tag getroffen hat. Mir hat man zum Glück erst nach den Lesungen davon erzählt, sonst wäre ich echt durch den Wind gewesen. So aber habe ich ungestört neue Wortspiele eingesammelt für die Wort-Acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de. Insgesamt habe ich aus Braunschweig mitgebracht Kaffee-Maschine, Blumen-Topf-Erde, Esels-Ohr. Schokoladen-Tafel und Hoch-Wasser. Ach, ich könnte gleich wieder umkehren und noch mal eine Runde beim Eisernen Tugendwächter vorbeischauen. Ich nehme auch die rosa Perücke mit.

Moin! Kinder-Spaß auf friesisch

Vorbereitung für die Premierenlesung von „Klassenfahrt außer Kontrolle“.

Weener und Westoverledingen liegen mitten in Ostfriesland – Kühe, Schafe, Trecker, weit verstreute Siedlungen, genau so wie man es sich vorstellt. Ziemlich platt jedenfalls. Ausgerechnet von hier aus ging es ziemlich steil hinauf. Denn mit den vierten Klassen der Grundschule Weener durfte ich mit „Klassenfahrt außer Kontrolle“ das erste Mal auf die Berge.

Der Hafen in Leer, Ostfriesland.

Immer, wenn ich mit einem neuen Buch eine Premiere feiere, bin ich entsprechend nervös. Kommt das Buch gut an? Habe ich die richtigen Stellen ausgewählt? Aber dank der supernetten Betreuung, Glückskäfern und tollen Kindern war diese ganze Aufregung total unnötig. Kein Absturz, keine Steinlawine, kein Gewitter – zumindest nur im Buch! Stattdessen begeisterte Lehrerinnen und Schüler. Wie schön!

Weiter ging es mit der „Linkslesestärke“ und „Fanny und der fast perfekte Fee“ in den umliegenden Schulen in Stapelmoor und Möhlenwarf. Teilweise unter erschwerten Bedingungen, denn die Schulen in Weener werden allesamt gerade umfangreich modernisiert – und in Stapelmoor wurde zeitgleich zur Lesung lautstark eine Wand eingerissen. Durch unseren Lesungssaal waberte irgendwann dann auch eine graue Wolke – das erste Mal, dass ich bei einer Lesung so etwas Extravagantes wie Trockennebel hatte. Na ja, fast. Es war dann irgendwie doch nur Staub. Trotzdem habe ich lustige Einfälle der Kinder mit nach Hause gebracht: Den Hosen-Stall und den Kinder-Spaß zum Beispiel.

Aus Möhlenwarf und Weener habe ich noch die Milch-Straße, die Flaschenpost und das Taschen-Messer hinzu.

Danke an die liebe Sarah Möhlmann und die Büchereizentrale in Niedersachsen, die diese Woche in Ostfriesland für mich organisiert haben. Am Freitag übernahm dann die reizende Kollegin Anja Kellermann aus Westoverledingen. Pfiffige Kinder gehen dort zur Schule, die auf meine Frage, ob sie nach dem Läuten lieber in die Pause wollten, antworteten: „Nein. Weiterlesen! Ist gerade so schön“. Dem komme ich doch immer gerne nach. Außerdem habe ich die Kartoffel und den Stuhl-Gang mitgenommen. Schön war’s. Jetzt kann ich vergnügt weiterfahren nach Rotenburg, wo die nächste Lesung mit der „Linklslesestärke“ wartet.

Wo die wilden Leser wohnen

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Halligalli und Variete im Abendprogramm in St. Gallen.

Seitdem ich von meiner Lesereise aus St. Gallen zurück bin, bin ich fest davon überzeugt: Irgendwo in der Schweiz muss er sein – der Ort, wo die wilden Leser und Leserinnen wohnen. Ich weiß zwar noch nicht in welchem Kanton, oder ob es nicht einfach auch mehrere solche „Geburtsorte“ gibt – aber eines ist schon mal klar: In der Schweiz ist Lesen eine Insitution. Versteht mich nicht falsch, auch Deutschland hat wunderbare Konzepte, emsige Lesepat:innen, vorbildlich engagierte Lehrer:innen und Pädagog:innen, die Büchereien haben vielfältige Angebote mit Bilderbuchkino, Leseclubs und Poetry Slam etc.. Aber, und hier kommt der Punkt, es ist alles freiwillig: Jemand, der oder die nicht so gern lesen mag, flutscht in Deutschland allzu oft durchs Netz, taucht ab und ist nicht mehr zu angeln, egal welche Köder man ihm vor die Nase hält. Und nein, ich fange jetzt nicht wieder von der IGLU-Studie an, auch wenn ich es gerne möchte.

In der Schweiz ist das nicht so schnell möglich, denn hier ist das Lesen einfach fest in den Schulalltag integriert: Und damit meine ich jetzt nicht nur die regelmäßigen Lesungen an den Schulen (allein in St. Gallen und dne benachbarten Kantonen sind es in diesme Jahr 650 Veranstaltungen). Es ist aber auch das: An nahezu jede Primarschule ist eine Bücherei mit einem sehr gut ausgestatteten Etat angeschlossen. Diesen Etat brauchen die Bibliotheken aber auch, denn vielerorts gehört der regelmäßige Besuch fest zum Stundenplan: Mindestens mal alle drei, vier Wochen gehen die Schülerinnen und Schüler in die Bibliothek und müssen sich dort ein Buch ausleihen. Oder es steht eine Schulstunde Lesen auf dem Wochenprogramm, oder nach der Pause wird erst einmal eine Viertelstunde in der Klasse kollektiv geschmökert. Lesen ist nicht etwas, was so irgendwie und nebenher im Deutschunterricht passiert und das mit einem – wenn man Glück hat – irgendwann die Eltern üben. In der Schweiz gehört es zum Lehrplan wie Sport oder Religion.

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Die Störche in Uznach: Man sieht sogar die Köpfe der Baby-Störche, wenn man genau hinsieht.

Jedenfalls habe ich es so erlebt, als ich jetzt bei St. Gallen unterwegs war. Bei Niederurnen musste ich am Morgen erst einmal über die vielen querliegenden Schüler und Schülerinnen steigen, die sich lesend auf dem Bibliotheksboden ausgebreitet hatten. Karin Cuipers, die Bibliothekarin erzählte mir von dem Elternabend, den sie neulich veranstaltet hat – mit Book-Castings, wo Bücher anhand verschiedener Kriterien gegeneinander antreten: Cover, Klappentext, Plot etc. So unterhaltsam können Buchempfehlungen für Eltern sein. Auch hier gehört das Fach Lesen fest in den Stundenplan der kleinen Leserinnen und Leser. 1000 neue Bücher kann Karin Cuipers kaufen.

Nebenan in Uznach ist es nicht anders: Die Kolleginnen sehen die Schülerinnen und Schüler der Primarschule regelmäßig und kennen sie ziemlich gut. 270 Klassenbesuche waren es allein 2022 Vielleicht meinen es die Störche, die in dieser kleinen Stadt wirklich überall nisten, deswegen so gut mit dem lesenden Nachwuchs. Ich habe mich jedenfalls auch sehr gefreut, dass wirklich jedes Buch von mir dort im Regal steht. Wirklich jedes.

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Die Stftsbibliothek in St. Gallen.

Aber es wäre unfair, wenn ich nur das als Erinnerung mitgenommen hätte. Denn es war einfach rundum schön in St. Gallen und Umgebung. Am Rorschacherberg konnte ich zwischen drei sehr schönen Lesungen an den ebenso schönen Bodensee hinunterwandern und meine Mittagspause direkt am Wasser genießen. Wo hat man das schon? In Teufen überbot man sich mit noch kreativeren Ideen für weitere Bücher. (Das frage ich immer, schließlich ist mir „Die Nacht in der Schule“ ja auch bei einer Lesung von einer Klasse eingeflüstert worden). Ebenso in Ebnat-Kappel. Hier gibt es einen Schulgeist, der wirklich magische Kräfte zu haben scheint und dem man einiges an Abenteuern andichtet. Und man kann ihn nur austreiben, indem man ganz laut „We will rock you“ grölt. Also, wenn der sich nach dieser Vorstellung nochmal traut, sein Unwesen zu treiben – das würde mich schon arg wundern.

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Mit der fabelhaften Maja Nielsen beim Stammtisch.

Schön, war’s natürlich auch, weil St. Gallen so bezaubernd ist – allen voran die wundergare ehrwürdige Stiftsbibliothek – und weil wir wieder mit vielen lieben Kollegen unterwegs waren, dieses Mal waren wir sogar selbst bei einer Lesung – bei Theresa Präauer mit „Essen im falschen Jahrhundert“. Nachdem ich das irgendwann mal ein Semester die „Soziologie des Essens“ studiert habe, war das besonders für mich ein sehr amüsanter Abend. Und dann saß ich durch Zufall auf dem Rückweg drei Pädagog:innen aus Adliswil gegenüber (auch da hatte ich schon gelsen, allerdings online): Hier hatte es an der Schule am Tag zuvor einen Bücherflohmarkt gegeben, wo jedes Kind seine alten, nicht mehr gebrauchten Bücher mitgenommen hat und dafür dann mit zehn Franken Spielgeld nun andere Bücher erhandeln musste. Noch so ein Beispiel für institutionalisierte Leseförderung an der Schule.

Natürlich habe ich von meiner jüngsten Lesereise wieder Worträtsel mitgebracht für die Wort-Acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de. Dieses Mal gibt es neu das Stink-Tier, den gestiefelten Kater und die Roller-Blades.

Da kann es stürmen, regnen oder schneien …

… heute feiern wir: Meike Haas (von links), Nina Müller, Margit Ruile und ich. Denn wir durften wieder mit Neustart Kultur unterwegs sein. Auch wenn der Wettergott echt hart mit uns war, hatten wir einen Riesenspaß in Stadtbergeben, Neuburg an der Donau und in der Montessori-Schule München der Aktion Sonnenschein. Tolle Kinder, schöne Veranstaltungen und einen Menge kreativer Einfälle waren dabei. Ich habe jedenfalls von den Lesungen mit der „Linkslesestärke“ für die Wort-Acker-dem-ih mitgenommen: Bauern-Hof, Dumpfbacke, Stern-Bild und Hand-Taschen.

Vielleicht konnte ja auch deshalb nichts schiefgehen, weil mir in Neuburg an der Donau ein waschechtes Einhorn zur Seite stand. Da musste es ja klappen mit der Magie, dem Fee Jerome und dem ganzen Glitzer-Feenstaub – na ja, nicht so ganz nach Plan, aber immerhin zur vollen Belustigung des Publikums.

Auch die „Isar-Detektive“ waren in der vergangenen Woche mit mir auf Tour: In Wörthsee mussten wir sogar Stühle extra rausholen, damit die vielen Kinder und Erwachsenen noch Platz fanden – 45 Besucher lauschten und machten Vorschläge, was man in der Politik für die Schule besser machen könnte: Keine Hausaufgaben zum Beispiel, mehr Sportunterricht und späterer Schulanfang.

Im Max-Gymnasium einen Tag später forderte eine Schülerin dann eine Stunde Lesen pro Woche. Wenn man die IGLU-Studie verfolgt, die gerade mit den schlechten Leseergebnissen der Viertklässler*innen Deutschland erschüttert, dann ist dieser Vorschlag nun wirklich kein schlechter. Das kann ich 1:1 unterschreiben.

Feen-oh-mähen-Aalen Dank

In Aalen guckt aus dem obersten Fenster des Alten Rathaus ein Spion(le) auf den belebten Marktplatz unter ihm. Der schlaue Kerl hatte vor fast 500 Jahren die Freundschaft des Kaisers gewonnen und somit die Stadt vor einem Überfall gerettet. Beständig Ausguck betreiben auch die rührigen MitarbeiterInnen aus der Stadtbücherei. Und holen die renommiertesten Kinderbuchautoren und -illustratoren für Lesungen nach Aalen. Eigentlich hätte Uticha Marmon mit ihren beiden preisgekrönten Büchern „Mein Freund Salim“ und „Das stumme Haus“ dort lesen sollen. Aber leider gab es einen familiären Notfall und ich bin ganz kurzfristig dafür eingesprungen.

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Es waren sechs wunderbare Lesungen in Aalen und der Zweigstelle Wasseralfingen. Und welche, die ich nicht so schnell vergessen werde – bestimmt nicht so schnell wie mein Handy, das im Taxi liegengeblieben war. Aber Frau Kraus aus Wasseralfingen brauste im Affenzahn dem Taxifahrer hinterher und holte das Handy zurück, noch bevor ich derweil den beiden fünften Klassen meinen zweiten Lesetext vorgetragen hatte. Wie cool! Ihr gebührt eigentlich das ganz, ganz große Danke. Aber dann habe ich so eine riesige Dankes-Tüte mit Original-Zeichnung des Literaturtage-Maskottchens bekommen. Wie schön!

Also, auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt ein kleiner Spionle für die Scouts geworden bin, die unter uns Kinder- und Jugendbuchautoren so unterwegs sind – ich kann Aalen nur vollends empfehlen! Nicht nur wegen des Hotels mit Thermenanschluss. Sondern vielmehr wegen den witzigen Kindern, der fabelhaft rührigen Frau Ripp von der Stadtbücherei, ihren charmanten Kolleg*innen und, okay zugegeben, ein bisschen auch wegen der superleckeren Spionle-Schokolade.

Von meiner linsklesestarken Lesung mitgebracht habe ich übrigens mitgebracht für die Wort-Acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de: Schatz-Karte und Liebes-Brief.

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Lesen öffnet Welten

„Sie haben eine richtig schöne Autorenstimme“. Bei solch fundamentalen Komplimenten mag man gar nicht mehr aufbrechen und möchte am allerliebsten einfach nur bleiben. Und irgendwie schien es den Kindern in Hergiswil ganz genauso zu gehen. Denn die Schülerinnen aus der Klasse wollten sich zumindest mal mit einer Umarmung verabschieden. Übrigens war es nicht nur in Hergiswil so herzlich. Auf der gesamten Reise mit „Kultur aus erster Hand“ durch das Land um Luzern haben sie es mir total leicht gemacht, Land und Leute ins Herz zu schließen. Mit viel Schoggi, supernetten Mediatheks-Leiterinnen, witzigen – und vor allem: sehr belesenen Kindern.

In Steinhausen kamen die SchülerInnen mit – ungelogen! – meterlangen Fragezetteln ein. Ob ich lieber für Jungen oder Mädchen schreiben würde, stand da zum Beispiel drauf. Knifflige Frage. Für freche Kinder, sage ich nach einigem Überlegen, egal ob Jungs oder Mädchen. Was ich geworden wäre wenn nicht Autorin? Oha, Konditorin vielleicht?

In Stans haben sie sogar eine eigene Abteilung mittlerweile für „Super lesbar“-Bücher von Gulliver. Da ist natürlich auch ein Janotta-Buch dabei: „Die Nacht in der Schule“. Aber dort habe ich dann doch – wie überall in auf dieser Lesereise – aus der „Linkslesestärke“ gelesen. Mein Schweizer-Deutsch muss noch besser werden – denn was ein Drück-Chäschtli ist, habe ich leider nicht ganz begriffen. So was wie ein Tischkicker vielleicht? Oder ein Flipper? Kann mir jemand helfen, bitte? Hier ist das gemalte Wort-Spiel dazu.

In Entlebuch, einem Ort, wo es in abenteuerlichen Serpentinen hoch hinaus ins Schulhaus geht (danke fürs Abholen, übrigens!) gibt es einen Lesekreis mit 19 Hockern, unter jedem liegt ein dickes Buch, das die Kinder lesen können, bis die Pause zu Ende ist. Ziemlich coole Idee, weil so auch ein paar von den Jungs, die nicht so gern lesen, dicke Schmöker angehen. Überhaupt, das Lesen ist einfach ein superwichtiges Anliegen in den Schulen rund um Luzern. Große und üppig ausgestattete Schul-Mediatheken lassen wirklich nicht den geringsten Wunsch offen.

Dass die Kids so viel lesen, Bücher und der Umgang für sie selbstverständlich ist und dass sie auch über Bücher und Autoren so viel wissen, liegt bestimmt an einer ganz besonderen Frau im Kanton: Leslie Schnyder. Sie organisiert Jahr für Jahr die Lesereisen im Herbst. Dieses Jahr zum 50sten Jubiläum von „Welten öffnen“, hat sie 50 deutsch- und schweizerdeutschsprachige Autoren nach Luzern gebeten, die alle innerhalb von drei Wochen über 700 Lesungen absolvieren. Da kommen einige schon viele und lange Jahre nach Luzern, was wir in den langen und ereignisreichen AutorInnenabenden ausführlich diskutiert haben. Da kann ich wirklich sehr gut verstehen, dass ein Kollege gesagt hat, Luzern sei immer sein liebster Termin im Lesungsjahr.

Danke für die Einladung. Darf ich wiederkommen? Nicht nur wegen Schoggi und den Umarmungen? Denn „Schullesungen eröffnen Welten“. Übrigens auch für die lesenden AutorInnen.

Nachdem ich diese Woche nur mit der „Linkslesestärke“ getourt bin habe ich jede Menge neue Worträtsel mitgebracht. Wollt Ihr mal sehen?

Fast perfekte Premiere

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Bücher sind immer so etwas wie eigene Kinder. Wenn man sie dann in die Welt hinauslassen muss, dann ist es, als müsse man das erwachsene Kind ziehen lassen und könne nur noch zuschauen, ob man ihm alles mitgegeben hat, um sich zu bewähren. Und so ist es dann auch bei der Premierenlesung von jedem Buch: Man wartet gespannt und nervös, ob sich alles fügt, ob die Gags zünden und – in diesem Fall – ob die Masche mit den Strumpf-Tattoos auch klappt. Ja, hat es. Sogar super.

Und die Kids in Bad Säckingen haben getobt. Also, Fanny, das machen wir ab jetzt öfter. Schließlich ist meine neue Heldin auch in den Buchläden schon angekommen – wie hier in Radolfzell in der Buchhandlung am Obertor. Bei wunderbarem Herbstwetter am Bodensee durfte ich übrigens eine sehr feine Abschlussveranstaltung des Sommerleseclubs „Heiß auf Lesen“ lesend begleiten. Macht immer wieder Spaß. In Trossingen am Tag drauf übrigens ebenso – hätte mir fast ein Hohner gekauft (die Bücherei liegt nämlich auf dem ehemaligen Gelände der weltweit bekannten Fabrik für Akkordeons).

Aus Trossingen und Müllheim habe ich übrigens auch wieder ganz viele tolle Wort-Spiele für das Wörterbuch der „Linkslesestärke“ mitgebracht. Ganz herzlichen Dank für die fabelhafte Einladung zur Lesereise, liebe Büchereifachstelle des Regierungspräsidiums Freiburg. Ich komme auch gerne wieder. Die Fanny fühlt sich nämlich pudelwohl in BaWü.

Unsere Neuzugänge in der Wort-acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de: Ver-2-Feld, Kinder-Garten, Ka-Fee, Groß-Mutter, Büchere-Ei, Buch-Regal, Eltern-Abend, Eis-Würfel.

Heiss auf Lesen im Länd

Heiss auf Lesen!

Baden-Württemberg ist ja – wir haben die Werbung jahrelang gehört – das Land, in dem man es nicht so hat mit dem Hochdeutsch. Aber dafür mit dem kreativen Umgang mit Sprache und Worten, nicht zuletzt nennt sich das Bundesland derzeit „The Länd“. Wie kreativ es hier zugeht – das haben mir die Zuhörerinnen und Zuhörer meiner jüngsten Lesereise eindrucksvoll bewiesen. In Erligheim und in Kernen malten die jungen Zuhlrerinnen und Zuhörer secht findige Wortspiele. Eines davon ist zum Beispiel „Heiss auf Lesen“, das sich ein Mädchen aus Kernen ausgedacht hat. Denn meine zwölf Lesungen fanden zum Auftakt des Sommerleseclubs der Büchereiern im Regierungsbezirk Stuttgart statt, der unter diesem Motto läuft „Heiss aufs Lesen“.

Kunst in Urbach, dahinter die Original-Fachwerkwand.

Dank der umfassenden Förderung durch Neustart Kultur führte mich die Reise auch in kleine Orte, wie eben Erligheim und Kernen – und dazu noch Löchgau, Urbach, Nordheim, Nürtingen-Oberensingen oder Heiningen, also in Büchereien, die sonst vielleicht keinen so großen Lesungsetat haben. Was total schön war, denn in diesen kleinen Ortschaften sind manchmal bezaubernde Büchereien zu bestaunen, das Fachwerk noch aus dem 16. oder 17. Jahrhundert, die Wandmalereien noch im Original, die Treppe ebenso. In Urbach zum Beispiel, wo neben der Bücherei gleich noch ein Heimatmuseum in dem eindrucksvolle Fachwerkgebäude zu finden ist, nebst aktueller Kunstausstellung. Ein echter Ort der kulturellen Begegnung.

Ist möglicherweise ein Bild von außen
Die Bücherei in Nordheim.

Auch in Nordheim ist die Bücherei schon ein klein wenig älter, so ca. 500 Jahre. Außerdem kann man gleich im benachbarten Garten, der zur Landesgartenschau angeregt wurde, wundervoll schmökern. Hier liegt übrigens beides, ein fabelhafter Picknick- und Schmökerplatz, wie ich höchstpersönlich mit den beiden Damen von der Bibliothek austesten konnte.

Wortspiele in Kernen (Foto: Katja Schläfke-Neumann)

Wie nachhaltig die Begegnungen mit den Autoren übrigens sind, hat mir Nordheim ebenfalls gezeigt. Sven Gerhardt, der mit mir und acht anderen AutorInnen die „Annemone Apfelstroh“ verfasst hat, war einige Monate zuvor in Nordheim. Über die Hälfte der GrundschülerInnen, denen ich vorgelesen haben, hatte nach der letzten Lesung „Die Heuhaufenhalunken“ von Sven gelesen. Unglaublich viele! Der Kollege genießt hier jedenfalls fast Heldenstatus. Und ein bisschen von seinem strahlenden Glanz durfte ich zum Glück mit der „Annemone“ nun auch abstauben 🙂

Ist möglicherweise ein Bild von Baum, außen und Schloss

Ganz besonders fasziniert hat mich auch die Architektur in Schwäbisch Gmünd, wo sich die Ortsbücherei in einem vierstöckigen ehemaligen Spital befindet. Es soll Autoren-KollegInnen geben, die hier täglich an ihren Bücher schreiben. Also, wenn das so ist, würde ich mich auch zum Freiwilligen Sozialen Autorenjahr (FSA) bewerben … Wo finde ich das entsprechende Formular?

Nur ein ganz kleiner Eindruck aus Schwäbisch Gmünd.

Wenn es allerdings um das herzliche Willkommen geht, dann würde ich überall im Länd unterschlüpfen. Auch und sofort zum Beispiel in Sindelfingen. Zuallererst wegen der netten Kolleginnen, die ich dann hätte. Und wegen noch etwas: Hier hat der Deutsche Meister der Pralinenkunst eine Filiale hat (die Erzeugnisse durfte ich gleich mal austesten). Aber nicht nur in Sindelfingen, so liebevoll und warmherzig war der Empfang, dass ich überall gerne nochmal wiederkäme – auch in einem FSA. Jedenfalls haben wir ordentlich Stimmung gemacht für „Heiss auf Lesen“, denn die Temperaturen sind so richtig in die Höhe geklettert. Bis auf 37 Grad sogar. Also, wenn das mal kein gutes Omen ist für die Sommerleseaktion. Ganz herzlich Danke für die tolle Einladung sowie die tolle Organisation an die Büchereifachstelle und das Regierungspräsidium Stuttgart.

Ach ja, und das sind dann übrigens meine Neuzugänge aus dem Länd, die im Wörterbuch der „Linkslesestärke“ aufgenommen wurden:


Besser sehen in Marburg

Ist möglicherweise ein Bild von 4 Personen und außen

Die Autoren des Marburger Lesefests sind meistens nur ein paar Tage da – das reicht kaum, um alle Schönheiten der Altstadt mit den vielen alten Häusern, berühmten Kirchen, Zwingli-Treppen und Lahn-Promenaden zu erkunden. Aber man sieht ja sowieso nur mit dem Herzen gut. Und das war für mich das Beeindruckendste am Marburger Lesefest: Eine Lesung in der Blista-Schule mit einer integrierten Klasse, in der Blinde, Sehbeeinträchtigte und Sehende zusammen lernen. Dort habe ich auch das erste Mal eines meiner Bücher in Blindenschrift gesehen (gelesen habe ich aber daraus nicht). Allein das war schon total faszinierend. Aber am tollsten war die Debatte mit den Siebtklässlern. Die hat mich regelrecht umgehauen.

Ist möglicherweise ein Bild von Buch und Innenbereich

„Meine Checkliste zum Verlieben“ gibt ja an sich schon viel Diskussionspotenzial her, aber in dieser Klasse war es doppelt spannend. Ging es ja auch ein bisschen darum, was man an anderen attraktiv findet, warum man sich verliebt (und warum nicht), was die wichtigsten Eigenschaften sind, die ein Freund braucht … Die Zeit verging im Fluge und ich weiß jetzt, dass es die Stimme ist, der Charakter und die Hilfsbereitschaft, die andere Menschen für nichtsehende Menschen attraktiv macht. Aber auch die Sehenden an der blista habe ich sehr kritisch und nachdenklich erlebt: Wenn jemand gut aussieht, guckt man vielleicht hin, sagte einer, aber wirklich angesehen wird dann eher der Charakter.

Und boah, Hut ab vor dem Siebtklässler, der mit voller Überzeugung und voller Ernsthaftigkeit gesagt hat: „Das Mädchen aus meiner WG – das ist einzigartig.“ Da möchte man einfach nur sagen: Schnapp ihn dir, das ist ein Guter!

Ist möglicherweise ein Bild von Innenbereich und Text „Der Theoretikerclub“

Bitte nicht falsch verstehen, die anderen Begegnungen waren natürlich auch sehr schön – unter anderem mit einer Lesung in voller Disko-Beleuchtung. Ich wurde sogar gefragt, welche Farbe und welche Spotlights ich mir für die große Bühne in der Richtsbergschule wünsche. „Äh … weiß nicht … äh …blau?,“ war jetzt nicht gerade die souveränste Antwort, wurde aber prompt erfüllt.

Und zwei wundervolle Lesungen mit Mira und ihrer „Linkslesestärke“ waren auch noch in der Marburger Wundertüte. Mitgebracht habe ich „Dixi-Klo“, „Dino-Fossil“, „Wort-Schatz“, „Uhr-Kunde“ und „Sonnen-Aufgang“.

Und meine reizende Assistentin Evi hat eine sehr lustige Art gefunden, wie man „Furzen“ auch schreiben kann:

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